* 21. April 1920
† 13. November 1973
von Joachim Noller
Essay
Wenn man die musikalische Entwicklung Madernas ins Auge fasst, sollte nicht nur das kompositorische Schaffen seit den 1940er-Jahren Berücksichtigung finden. Madernas Musikerkarriere begann im Kindesalter, und warum sollten diese Erfahrungen, vielfach transformiert, nicht auf sein späteres Leben Einfluss genommen haben: das kindliche Geigenspiel, die Potpourries der Kaffeehaus- und Tanzmusik, schließlich das sinfonische Opernkonzert (mit Auszügen aus verschiedenen Werken). Melodramatisches verknüpfte das dirigierende Wunderkind mit mitteleuropäischer Sinfonik, die damals nicht zum klassischen Kulturgut italienischer Musikliebhaber gehörte; verbürgt ist ein Konzertprogramm, das der 13-jährige im Oktober 1933 mehrfach wiederholt hat: Neben Auszügen aus Verdis „Vespri siciliani“, Pietro Mascagnis „Le maschere“ und Ermanno Wolf-Ferraris „Segreto di Susanna“ kamen „Vorspiel“ und „Isoldes Tod“ aus Wagners „Tristan“ sowie, als unkonventioneller Höhepunkt, Beethovens 5. Symphonie zur Aufführung.
Für Brunetto Grossato war Musik durch einen hohen Unterhaltungswert sowie durch einen wohl als selbstverständlich empfundenen Stilpluralismus gekennzeichnet. Zweifelsohne greift die Collage-Technik einiger Werke, die am Ende von Madernas Leben entstanden sind, auch auf solch frühe Erfahrungen zurück. Satyricon (1971/73), seine letzte Oper mit überschwänglicher Zitatenfülle, ist – wie er selbst betont (Baroni/Dalmonte 1985, 112) – ein Neo-Musical, ein musikalisches Äquivalent gegenwärtiger Pop-art; auf unterhaltsame Weise wird gesellschaftliche ...